"Oh Mensch, schau dir den Menschen an: Er hat Himmel und Erde und die ganze übrige Kreatur in sich selber! In ihm ist alles verborgen schon vorhanden. Gott hat den Menschen nach dem Bauwerk des Weltgefüges, nach dem ganzen Kosmos gebildet. Oh, wie herrlich ist die Gottheit, welche, indem sie schafft und wirkt, ihre eigene Wirklichkeit offenbart. Von der Tiefe bis hoch zu den Sternen durchflutet Liebe das All." (Hildegard von Bingen)
Infovortrag über Astrologie im Sonnenbühl auf dem Üetliberg am 27.08.2016
Astrologie verbindet den Himmel mit der Erde. Sie ist eine Bilder-, Symbol- und Analogiesprache, welche die menschliche Natur in ihren verschiedenen Facetten differenziert abbildet. Sie ist ein Spiegel zur Selbsterkenntnis und zum tieferen Verständnis der Geschehnisse in unserer Welt. Als Weisheit von den Sternen erinnert sie uns an die Weite des Kosmos in unserem eigenen Inneren.
FASZINATION ASTROLOGIE: Infofilm über Astrologie
Die westliche Astrologie lässt sich, soweit heute bekannt, zurück verfolgen bis ins alte Sumer und Babylon. Sie hat somit eine mehrtausendjährige Tradition und entwickelte sich durch die verschiedenen Zeiten und Kulturen mit ihren jeweiligen Sichtweisen und Wertungen. Astrologie und ihre Deutung ist immer ein Spiegel des menschlichen Bewusstseins. Ihre Werkzeuge sind einerseits uralt und werden andererseits stetig weiter entwickelt.
Tropischer Tierkreis
Die westliche Astrologie arbeitet mit dem tropischen Tierkreis. Aus geozentrischer Sicht bezeichnet er den Lauf der Sonne auf ihrer scheinbaren Bahn (Ekliptik) um die Erde. Etwas vereinfachend bezeichne ich ihn auch als „Jahreszeiten-Tierkreis“, obwohl er auch auf der Südhalbkugel der Erde, wo die Jahreszeiten umgekehrt sind, gleichermassen funktioniert. Wenn wir auf der Sonne wären, würden wir natürlich erkennen, dass die Ekliptik die Bahn der Erde um die Sonne darstellt. Aber da wir als Menschen alle auf der Erde leben, werden in der Astrologie alle Bewegungen der Himmelskörper aus geozentrischer Sicht, d.h. von der Erde aus gesehen, dargestellt. So sagen wir z.B. „die Sonne geht am Morgen auf“, obwohl wir im Astronomie-Unterricht gelernt haben, dass es nicht die Sonne ist, die sich bewegt, sondern die Erde, die sich um sich selber dreht und dadurch den Tag-und Nachtrhythmus verursacht.
Bahn der Sonne
Die Bahn der Sonne umfasst 360° und wird in 12 gleich lange Abschnitte à 30° geteilt, das sind die zwölf Tierkreiszeichen der westlichen Astrologie. Dieser Tierkreis wird tropisch genannt, weil er sich an den Sonnenwenden (Solstitien) orientiert (griechisch tropos = Wendepunkt), d.h. ursprünglich wohl an der Wintersonnenwende. Er beginnt bei 0° Widder und endet bei 30° Fische. Sein Beginn wird definiert durch den sogenannten Frühlingspunkt, die Tag- und Nachtgleiche (Äquinoktium) im Frühjahr, die gemäss unserem aktuellen Kalender meist am 21. oder 22. März stattfindet.
Äquinoktien und Solstitien, die vier grossen Kardinalpunkte der Sonne, sind schon seit Tausenden von Jahren bekannt. Ich vermute, dass sie nach der neolithischen Revolution, dem Beginn der Ackerbaukulturen, als Orientierungsmass für das Kalenderjahr immer grössere Bedeutung bekamen. Von daher betrachte ich diesen Tierkreis als uralt und archaisch, weil er den Menschen schon seit Urzeiten den Rhythmus des Jahreskreises bewusst machte. Als astrologische Einteilung ist der tropische Tierkreis mindestens seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. nachgewiesen (Euktemon, griechischer Astronom) und wurde vielleicht schon von den Babyloniern übernommen.
Alte Modelle - neue Wege
Die westliche Astrologie ist stark auf den Stand der Sonne in den Zeichen ausgerichtet. Damit haben wir uns hier lange identifiziert. Das entspricht der solaren und patriarchalen Philosophie der westlich-modernen Welt.Die Deutungen der modernen psychologischen Astrologie sind stark geprägt von den entsprechenden gesellschaftlichen und kulturellen Wertungen. Gerade für Frauen sind die herkömmlichen patriarchal-astrologischen Deutungen sehr einschränkend. Ebenso werden Männer durch die einseitigen Ansichten dieses Weltbildes in Rollenmuster gedrängt, die sich letztlich destruktiv auswirken. Die bisher geläufige westliche Astrologie ist nicht mehr zukunftstauglich und führt unser Bewusstsein nicht weiter. Es wird Zeit, dass sich auch die moderne westliche Astrologie wieder an ihre Ursprünge und Wurzeln erinnert, die damals noch ganzheitlich und naturverbunden waren. Erst in der Wiederverbindung mit den alten Quellen der Weisheit werden wir Wege finden, die den Himmel wieder mit der Erde verbinden.