Rund um die Astrologie lässt sich über viele Themen philosophieren:

Freiheit oder Determinismus

Die Fragen um Freiheit oder Schicksalszwang sind komplex und allgemeingültige Antworten wohl kaum möglich. Meine nachfolgenden Gedanken dazu sind als Anregungen zu verstehen, nicht als umfassender Wahrheitsanspruch.Sie sollen zum Nachdenken anregen und zur Reflexion von Zusammenhängen.

Wir leben in einem dunklen Zeitalter und unser allgemeiner Geisteszustand ist tief gesunken, d.h. unser Bewusstsein ist vorwiegend auf die äussere materielle Welt gerichtet und entsprechend sehr begrenzt. So erkennen wir auch nur sehr wenig über uns selbst. Wir sind weitgehend blind für die Zusammenhänge zwischen unseren aktuellen Lebensumständen und unseren früheren Inkarnationen oder unseren Seelenabsichten und den Verträgen mit Anderen. Was weiss unser kleines Ego schon vom Lernprogramm unserer Seele für dieses Leben?

 Unter solchen erschwerenden Umständen ist es nahe liegend anzunehmen, dass die meisten Dinge, die uns geschehen, karmisch vorbestimmt sind, d.h. geprägt durch unsere eigenen Gedanken, Worte und Taten der Vergangenheit, an die wir uns aber meistens nicht mehr erinnern. Weil wir den Zusammenhang mit uns selbst nicht (mehr) erkennen, neigen wir dazu, Schuld und Lösung unserer Lebensumstände vorwiegend in der äusseren Welt zu suchen. Das führt zu neuen Abhängigkeiten und Verstrickungen, und so verwickeln wir uns immer mehr in die unsichtbaren Spinnennetze unseres eigenen Schicksals. Oft haben wir die Illusion, frei zu sein, aber in Tat und Wahrheit sind wir gelenkt von unseren unbewussten Motivationen und eingeschränkt von den Konsequenzen unserer früheren Absichten, Gedanken, Gefühle, Worte, Entscheide, Handlungen. Damit weben wir selber unser Schicksal, meist weitgehend blind und unbewusst. Und so verläuft auch unser Leben mit seinen "Zufällen", "Schicksalsschlägen", Strähnen von Glück und Pech. In Indien nennt man es Karma.

Freier Wille und Bewusstsein  (Themen von Sonne und Uranus im Horoskop)

Welchen Raum hat da noch der freie Wille vor so einem Hintergrund?

 Meine persönliche Ansicht ist, dass wir alle über das Geschenk des freien Willens verfügen. Oftmals verkennen wir diese Gabe. Unser Ego meint, es habe das Recht, sich seine ihm zustehenden Freiheiten zu nehmen, und verwechselt dann Willensfreiheit mit blindem Egoismus oder dem spontanen Nachgeben irgendwelcher Triebe. Es ist nicht so einfach, wirkliche Freiheit zu erkennen und zu nutzen. Über das Wesen der Freiheit liesse sich lange philosophieren. Sie gedeiht nur auf dem Boden von Reife und Verantwortung.

Je blinder ein Wesen funktioniert, desto unfreier ist es. Es erlebt sich seinem Schicksal ausgeliefert, ohnmächtig im Wechselspiel von Wohl und Leid. Zu diesen Wesen zähle ich die Mehrheit der heutigen Menschen, unabhängig vom sogenannten IQ. Die rationale Intelligenz bedingt nicht automatisch auch ein höheres Bewusstsein. Es gibt bekanntlich sehr intelligente Menschen, die auf sehr tiefen Bewusstseinsebenen agieren. Je enger das eigene Denken, desto beengender erleben wir unsere Schicksalsumstände. Wir alle kennen wohl solche Situationen und haben kein Recht, über Andere zu urteilen, die um sich nur Dunkelheit und Leid sehen. Dennoch scheint mir der Schlüssel zur Veränderung im eigenen Bewusstsein zu liegen und im sehr achtsamen Gebrauch der eigenen Gedanken, gerade in den kritischen Phasen unseres Lebens.

Wir bekamen das Geschenk des freien Willens. In dieser Welt von Polarität und Dualität können wir stets wählen. Nicht immer in der konkreten äusseren Situation, aber jederzeit in unseren Gedanken und unserer Einstellung. Wenn ein roter Mars-Transit uns empfindlich trifft, wird unausweichlich ein Konflikt in unser Leben treten. Wir werden konfrontiert mit aggressiver Energie. Das heisst aber nicht, dass wir deswegen selber in den Krieg ziehen müssen. Es ist unsere Wahl, wie wir Mars begegnen wollen. Lassen wir uns provozieren oder bleiben wir im inneren Frieden? Nutzen wir die Mars-Kraft zerstörerisch oder um dem Leben zum Durchbruch zu verhelfen? Gewisse Stationen auf unserem Lebensweg mögen wohl unausweichlich sein, aber unsere Reaktionen darauf können wir frei wählen. Je mehr ich weiss und erfahre, umso stärker spüre ich, dass Schicksal veränderbar ist! Wir selber haben es in der Hand, wir selber sind verantwortlich. Mit unseren Gedanken und Gefühlen definieren wir in jeder Sekunde, in jedem JETZT, die Schwingungsqualität unseres Lebenspfades. Vom Pflaster unserer Karmastrasse können wir aussteigen, wenn wir wollen und das Not-Wendige tun dafür.

Bergwanderung  (Themen des Saturn im Horoskop)

 Den Lebensweg eines Menschen vergleiche ich oft mit einem langen Bergweg. Früher ging ich oft auf tagelange Wanderungen im Gebirge. Solche Pfade sind wie Gleichnisse. Im flachen Gelände haben wir meist viele Wahlmöglichkeiten der Wege. Es gibt wenig Hindernisse und das Fortkommen braucht keine Anstrengung. Am Berg aber steigt der Weg an. Wenn es steil wird, der Atem keucht, der Schweiss fliesst und der schwere Rucksack drückt, dann wird unser Wille geprüft: will ich wirklich da hoch? Wie definiere ich meine Ziele? Wie hoch will ich eigentlich und warum? zu welchem Einsatz bin ich dafür bereit und aus welchen Motivationen? Für welche Anforderungen genügt meine Kondition?

 Auf Bergpfaden kommen wir an Passagen, wo uns keine Wahlmöglichkeiten bleiben: der Weg ist schmal und erfordert volle Konzentration. Links die Wand, rechts der Abgrund. Ein Schritt daneben führt in den Tod. Da müssen wir dann entscheiden: Kehre ich um oder gehe ich weiter? Es gibt Passagen, da müssen wir einfach durch und dabei die Verantwortung für unsere Schritte übernehmen. Astrologisch gesprochen können das Zeiten sein, wo Saturn uns Grenzen setzt und unsere Ausdauer herausfordert. Saturn ist der Hüter der Schwelle und prüft uns in mancher Hinsicht. Erst nach bestandener Prüfung können wir eine Ebene höher schreiten. An solch heiklen Stellen auf dem Lebensweg oder auch bei endlos scheinenden Durststrecken durch öde Geröllhalden ist es entscheidend, welche innere Haltung wir diesen erschwerenden Umständen entgegen bringen. Wenn wir nur hadern und klagen, werden wir es kaum bis zum Gipfel schaffen. Wenn wir auf dem steilen Weg positive Saturn-Qualitäten entwickeln, wie z.B. Geduld, Ausdauer, Hingabe, unseren Blick innerlich umstellen und die Schönheit der Steine schauen, dann entspringt vor unseren Füssen unerwartet ein frischer Bergquell und der Ruf des majestätischen Adlers zieht unsere Augen nach oben.

 Lange herausfordernde Bergwege können grosse Lehrmeister sein. Ich habe erlebt, dass ich selbst mit einer schmerzenden Knieverletzung und sehr schwerem Rucksack in den weglosen Kraterbergen Südkretas eine persönliche Marathonleistung erbringen konnte, indem ich zu einer meditativen inneren Haltung fand. Ich übte mich in Geduld, Aufsteigen in Leichtigkeit, und war gleichzeitig jederzeit bereit zur Umkehr, falls mein Körper dies klar signalisieren sollte. Der Berg lehrte mich Lektionen von Demut und Wille. Nur so war es möglich, nach 17 Stunden Aufstieg schliesslich mitten in der Nacht den Gipfel zu erreichen. Die Intensität meiner damaligen Erlebnisse lässt sich nicht in Worte fassen. Es war ein Schlüsselerlebnis meines Lebens unter machtvollen Pluto/Mars/Saturn-Auslösungen, das mich geprägt und gestärkt hat.

Schicksal, Opfer, Akzeptanz  (Pluto-Themen im Horoskop)

Wir alle kennen wohl Phasen unseres Lebens, wo wir uns gefangen fühlten von Umständen, die wir nicht verändern konnten. Solche Zeiten können das Gefühl von Ohnmacht auslösen, dem Ausgeliefertsein an ein bitteres Schicksal. Als Sozialarbeiterin bin ich unzähligen solchen Schicksalen begegnet. Oft ist es so, dass äussere Lebensumstände zeitweise nicht verändert werden können. Akzeptanz ist dann eine grosse Herausforderung. Viele Menschen heute sind aber oft innerlich so gefangen in destruktiven Denkmustern, dass sie vorhandene Alternativen nicht sehen wollen oder nicht wahrnehmen können. Sie sind gefangen in sich selber und Opfer ihrer selbst. Sie erkennen nicht, dass sie selber jederzeit die Freiheit hätten, ihr Denken zu verändern und dadurch eine Veränderung zum Besseren zu ermöglichen. Sie kleben mit ihrer Wahrnehmung an den "bösen" Aussenumständen oder tief (meist unbewusst) sitzenden Opferrollen mit inneren Versagensmustern, Unwertgefühlen, Ängsten, Schuldgefühlen u.v.a.m.

Neues Bewusstsein:  Pluto als Planet für Transformation

Je höher der Bewusstseinszustand, desto freier wird das Individuum. Dann kann es eher wählen zwischen verschiedenen Manifestationsmöglichkeiten eines astrologisch ausgelösten Energieprinzips. Wenn im Horoskop ein machtvoller Pluto-Transit wirksam wird, so kann ein Mensch vielleicht in ein Massenereignis verwickelt werden und sterben. Wir sprechen dann von einem Schicksalsschlag und werten das Ereignis negativ. Doch aus einer übergeordneten Perspektive würden wir es vielleicht ganz anders sehen und bewerten. Ursache oder Sinn dieses Geschehens ist uns ja meist nicht bewusst. Wir wissen nicht, wofür es vielleicht gut ist.

Oder ein Mensch verliert unter Pluto seinen Partner oder seine Stelle und fühlt sich dem Schicksal ohnmächtig ausgeliefert. Er fragt warum und fühlt den Schmerz, sieht aber die grösseren Zusammenhänge nicht. Mit Pluto können wir auch unsere eigene Macht missbrauchen und zerstörerisch auf Andere wirken. Meist sind wir uns der Folgen nicht bewusst, die wir damit auf uns selber ausüben. Unser Leben ist voller Ereignisse, deren Grund oder Ursache uns nicht bewusst sind. So viel Leid ist mit unserer eingeschränkten Sicht verbunden. Der Schlüssel zu grösserem Verständnis liegt in der Entwicklung und Erweiterung unseres Bewusstseins auf Ebenen, die über den rationalen Verstand hinausgehen. Mit mehr Bewusstsein entstehen mehr Wahlmöglichkeiten. So könnten wir unter einer Plutoauslösung darüber nachdenken, wovon wir uns freiwillig trennen könnten, gemäss dem Thema und dem ausgelösten Lebensbereiche im Horoskop. Wenn wir uns von etwas Alten lösen, das unserem weiteren Wachstum nicht mehr dient, können wir selbstverantwortlich unser Leben verändern und befreit weiter schreiten. Wie eine Schlange, die sich häutet. Pluto ist eine Transformationskraft, die uns von alten Schatten und Ängsten reinigen kann. Pluto wird zum grossen Segen und dient der eigenen Entwicklung, wenn wir lernen, mit seiner grossen Kraft bewusster umzugehen. Pluto schenkt uns eine ganz enorme Transformationskraft für unser Leben und unser Schicksal. Um Zugang zu dieser Energie zu finden, braucht es den Willen zur Verinnerlichung und zur Verbindung mit der göttlichen Quelle in uns. Wenn wir in unsere wahre Grösse erwachsen, können wir unsere "Macht wieder nach Hause holen" (frei nach Star Wars). Die heutige Zeit mit dem Übergang ins Wassermannzeitalter eröffnet uns dafür viele Wege zur Entwicklung und Erweiterung unseres Bewusstseins. Ich bin überzeugt, dass wir die Antworten auf so viele quälende Fragen nur finden, wenn wir unser Bewusstsein erweitern und die energetischen Muster und Zusammenhänge unseres Lebens aus grösserer Perspektive betrachten: nicht mit den Augen unseres kleinen Egos, sondern aus Sicht des höheren Selbst

Liebe macht frei:   Neptun schmilzt Mauern und Uranus tut es freiwillig

 Die Mythen der Menschheit erzählen von Opfern für die Götter, damit ein Segen gewährt wird. Solche Geschichten wollen richtig verstanden werden. Manchmal ist es einfach not-wendig, dass wir vertrauen und etwas loslassen, wenn wir weiter kommen wollen. Wenn wir es aus freiem Willen und mit Dankbarkeit tun, muss es uns nicht genommen werden. Ein solches Loslassen ist möglich als freier bewusster Entscheid, auch wenn wir auf Verstandesebene keine Erklärung finden. Aber auf Gefühlsebene führt es oft zu Lösung, Erlösung und Heilung, was als göttlicher Segen erlebt werden kann. Ich habe schon erlebt, dass unter einer starken Plutoauslösung bei ehrlicher Opferbereitschaft das Geopferte als Geschenk wieder zurück kommt. Nicht das Opfer zählt, sondern die Bereitschaft loszulassen. In Indien würde man von Moksha sprechen, der Lösung und Befreiung von unseren Anhaftungen.

 Je höher schwingend die Seele, desto lichtvoller und freier wird sie. Sie kann bewusster wählen im vorgegebenen Spektrum. Und selbst unter äusseren Beschränkungen erkennt sie die Möglichkeiten der inneren Freiheit (Gedanken, Einstellung). Dort, wo wir die Herausforderungen äusserer Hindernisse als Lernchancen akzeptieren und dafür danken lernen, verlieren sie oft ihre destruktive Macht über uns und lassen uns schliesslich weiter ziehen. Ich sehe es wie ein Trichter über dem Horoskop, der sich nach oben immer weiter öffnet. Dieser Trichter ist innerer Natur und entspricht dem Wachstum unseres Bewusstseins. Die Kraft zu so einer Öffnung erwächst letztlich immer aus der Liebe und der persönlichen freien Absicht. Wer als Kind nicht genügend Liebe und Freiheit bekommen hat (und das sind sehr viele), hat die Aufgabe und Chance, diese Qualitäten im eigenen Herzen zu finden. Hier, in der unerschöpflichen Quelle, finden wir alles, was wir benötigen für eine erfolgreiche Lebensmeisterung. Erst hier erfahren wir die göttliche Macht unserer eigenen schöpferischen Manifestationsabsichten. Hier sind wir FREI, ganz in der Mitte unseres Horoskopes. Alle Mauern der niederen Schwingungsebenen haben sich wundersam aufgelöst.