Wie innen – so aussen
Astrologie lehrt, dass unsere Welt ein Spiegel ist. Alles, was wir im aussen wahrnehmen und was in uns Gefühle auslöst, steht in einer Resonanz mit uns. Astrologie selber ist ein Spiegel und zeigt uns das in allen Lebensbereichen. Diese Resonanzgesetze funktionieren weitgehend unbewusst, darum erkennen wir die Zusammenhänge nicht zwischen unseren äusseren Lebensereignissen und den Mustern unserer Psyche. Es ist auch davor zu warnen, aufgrund irgendeiner weltanschaulichen Preferenz vereinfachende Pauschalschlüsse zu ziehen. Gerade viele ethisch hoch denkende Menschen, die gesund leben und einen spirituellen Pfad gehen, sehen sich oft mit grossen Problemen konfrontiert, die verschiedene Ursachen haben mögen. Es ist, als ob heute alle unbewältigten Konflikte, manchmal aus fernen Vergangenheiten, und die Schatten früherer Inkarnationen oder das Leid unserer Ahnenreihe jetzt hoch kommen, um endlich transformiert zu werden.
Freier Wille in der Herausforderung durch Leid
Gerade in der Konfrontation mit der Dunkelheit und dem Bösen, mit Leid und Ungerechtigkeit, wird unser freier Wille herausgefordert. Wenn alles im Leben leicht und easy läuft, scheinen wir einfach frei zu sein. Aber wie frei sind wir in Situationen der Prüfung? Wie reagieren wir angesichts von Schmerz, Kränkung und Zerstörung? In welche Richtung lenken wir unsere Gedanken und Gefühle, wenn uns selber oder unseren Lieben ein Unrecht widerfährt? Lassen wir es zu, dass der Aufruhr unserer Seele uns völlig beherrscht? Oder bemühen wir uns, Frieden und Licht in uns aufrecht zu erhalten? Und verzeihen wir uns liebevoll, wenn uns das nicht gelingt? Dies sind entscheidende Situationen, denn wir haben jederzeit die Freiheit der Wahl. Jeder meiner Gedanken hat eine Wirkung auf das "Quantenfeld" der Erde und somit auf alles, was da ist. Damit kreiere ich nicht nur meine eigene Zukunft, sondern auch die des ganzen Planeten.
Astrologie wird manchmal missverstanden oder gar missbraucht als Instrument einer fatalistischen Weltsicht. Bei harten Aspekten der klassischen Übeltäter (Saturn, Mars, Mondknoten) oder einer roten Begegnung mit Pluto tendieren viele Menschen dazu, ihr Denken zu verengen. Enge und Angst erzeugen sich aber gegenseitig und schwächen sofort unser ganzes Energiesystem. Sie sind eine Falle und führen in dunkle Sackgassen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass in einer Atmosphäre von Licht und Liebe selbst die "schwierigsten" Konstellationen ausserordentlich heilsam sein können, wenn wir sie bewusst und mutig annehmen. Doch Astrologie kann, so wie jedes Instrument auf dieser Erde, auch benutzt werden, um Ängste und Abhängigkeiten zu schüren. Wir können selber wählen, ob wir bei Herausforderungen im Leben (angezeigt im Horoskop) die Freiheit unseres Denkens einschränken oder ausweiten wollen. Was uns begegnet, haben wir uns vielfach selbst einmal eingebrockt durch unsere leidvollen Aktionen oder Erfahrungen in der Vergangenheit, unsere negativen Glaubensmuster oder das Lernprogramm unserer Seele. Endlich leben wir in einer neuen Zeit mit der Möglichkeit, die negativen Energien zu transformieren. Probleme im Leben lassen sich nicht vermeiden, aber wie wir darauf reagieren, das ist unsere freie Wahl. In diesem Sinne kann die Astrologie eine ausserordentliche Hilfe sein, uns bewusst und achtsam auf die Begegnung mit Pluto, Saturn & Co. einzustellen. Wenn wir sie als weise Lehrer annehmen und ihre Energien für unser Wachstum ins Licht dankbar nutzen, erfüllen sie ihre höchste Aufgabe.
Astrologie und Sucht
Wer im eigenen Horoskop ein Suchtpotenzial mit sich trägt, kann irgendein äusseres Mittel, also auch die Astrologie, als Suchtmittel missbrauchen. Dann besteht die Gefahr, sowohl sich selber wie auch Andere davon abhängig zu machen. So eine Haltung erzeugt Krankheiten wie z.B. die sogenannte astrologische „Transitis“, den Zwang, die eigenen Entscheidungen von den täglichen Transiten und aktuellen Konstellationen abhängig zu machen. Wer z.B. überzeugt ist, unter einer Saturn-Herausforderung unbedingt leiden zu müssen, wird das im Sinne einer „self-fulfilling-prophecy“ auch so erleben. Einer meiner Lieblingslehrer, James Kelleher, betont immer wieder: „Obstacles and pressures may be mandatory, but suffering is optional“, d.h. auch in schwierigen Phasen können wir selber wählen, wie weit wir leiden oder lernen wollen. Das bedingt aber, dass wir um unserer Freiheit willen auch bereit sind, gewisse Schwierigkeiten und Hindernisse im Leben zu akzeptieren und Herausforderungen anzunehmen.
Astrologie ist eine Lehrmeisterin. Sie prüft auch, inwieweit wir uns selber unfrei machen lassen von ihr. Nutzen wir ihre Botschaften für weise Entscheide oder als billige Entschuldigungen für eigene Trägheit („ich bin halt nun mal ein Löwe, also geh mir gefälligst aus dem Weg, wenn ich komme“). Geben wir den aktuellen Transiten die Schuld für unsere Misere und lassen unser Boot sinken angesichts der Sturmwolken? Oder versuchen wir, mit Eigenverantwortung unser Schiff durch die schwierigen Strömungen zu steuern und das Beste daraus zu machen? Wenn wir heikle Klippen meistern, fühlen wir uns nachher stärker. Manchmal sind Hindernisse die Trittsteine für den weiteren Weg, auch wenn wir für ihre Überwindung Hilfe brauchen. Manchmal veranlassen sie uns aber auch, einen ganz neuen Weg zu suchen. Astrologie gibt uns immer die Wahl, wie wir eine Situation sehen und ob wir sie von aussen oder innen betrachten wollen, je nachdem wie wir den Spiegel in der Hand halten.
Wer zu Illusionen neigt, wird sich von der Astrologie entsprechend verführen lassen. So gerne sehen wir in der kommenden Venus-Neptun-Auslösung vielleicht die schon lang erträumte Liebe. Und übersehen dabei leicht das Potenzial zur Enttäuschung, wenn unsere Motive noch nicht der bedingungslosen Liebe von Neptuns höchster Ebene entsprechen. Der ausgelöste Tränenstrom kann die eigenen Täuschungen dann wegschwemmen. Planetenkräfte, die uns von aussen begegnen, erinnern uns ja stets daran, dass sie in unserer eigenen Brust leben. Das Horoskop hält uns also auch den Spiegel unserer Projektionen vor Augen. In der Welt der Polaritäten können wir uns immer wieder im Bewusstsein üben, dass unsere Aussenwelt reflektiert, was in uns ist. Dabei sind wertende Urteile völlig fehl am Platz, da sie stets nur einer eingeschränkten Sicht entspringen. Wohlwollende menschliche Unterstützung hingegen hilft für erhellende Sichtwechsel.
So wie einst die grossen Weisen aus alter Zeit die Botschaften der Sterne meditativ empfingen, können wir auch heute und in Zukunft nur auf den Wegen innerer Bewusstseinserweiterung dem Wesentlichen wirklich näher kommen. Und letztlich werden wir wohl erkennen, dass alle Sternenweisheit schon seit jeher mitten im eigenen Herzen wohnt. Wenn die Seele in der Ruhe des göttlichen Zentrums Einkehr gefunden hat, wird sie eins mit der expandierenden Weite des Kosmos.